Mittwoch, 29. August 2018

Wolfgang Eggert 2007 !

Muslim-Markt interviewt
Wolfgang Eggert, Autor des Buches "Erst Manhatten, dann Berlin"

25.10.2007

Wolfgang Eggert, Jahrgang 1962, aufgewachsen im Ruhrgebiet, studierte nach Absolvierung des Wehrdienstes an den Universitäten von Berlin (FU) und München (LMU) Geschichte, Politologie und Journalistik. Nach redaktioneller Ausbildung bei SAT1 und einer für VOX arbeitenden Produktionsgesellschaft beschäftigt er sich nun seit über 17 Jahren intensiv mit politischen Übergriffen von Geheimdiensten und Messianischen Sekten.
Seine letzte Veröffentlichung "Erst Manhattan, dann Berlin" ist sein achtes Buch zum Thema. "Wer wissen will, wie sich extremer Fundamentalismus mit der laufenden US-Politik überschneidet, sollte dieses Buch lesen", schreibt Emmypreisträger Saul Landau, Professor an der California State Polytechnic University.
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MM: Sehr geehrter Herr Eggert , schaut man sich die Liste Ihrer Veröffentlichungen an, so könnte man auf die Idee kommen, dass Sie ein so genannter Verschwörungstheoretiker sind. Wie antworten Sie auf diesen Vorwurf?
Eggert: Mein Hauptforschungsgebiet ist das Wirken des Organisierten Verbrechens, von Lobbygruppen, Geheimdiensten, Polit-Logen, Militärischen Under Cover Einrichtungen, Apokalyptischen Sekten, Geopolitischen Netzwerken. Alle diese häufig untereinander verwobenen Gruppen arbeiten vorsätzlich verdeckt und konspirativ. Ob Betrug oder Mord, Kauf oder Kompromittierung von Journalisten und Politikern, Organisierung von Putschen, Pogromen, Terroranschlägen und Kriegen: Verschwörung ist Teil ihres Tagesgeschäfts. Investigative Rechercheure müssen auf diesem Themengebiet Verschwörungstheoretiker sein, sonst sind sie lediglich Hofberichterstatter.
MM: Die weitaus überwiegende Mehrheit der Medien vertritt andere Ansichten.
Eggert: Dazu muss man den Einfluss kennen, den gerade die Geheimdienste auf die so genannte Freie Presse ausüben. Ende der 40er Jahre startete die CIA ein regelrechtes Programm zur Infiltration und Steuerung der Medienlandschaft: "Operation Mockingbird". Die Sonderbudgets zur Lenkung der Öffentlich Meinung betragen seitdem bei der Agency Milliarden Dollar-Summen – jährlich.
Investiert wird am Markt über Rundfunk- bzw. Beteiligungsgesellschaften, seltener über Einzelspieler. Als solcher nahm Silvio Berlusconi seinen kometenhaften Aufstieg zum Global Player des Mediengeschäfts direkt aus der CIA-Loge P2 heraus. Der israelische Milliardär Haim Saban übernahm 2003 mit einem Schlag die Fernsehsender Pro7, Sat1, Kabel 1, N24 und die Nachrichtenagentur ddp. Sabans Entourage rühmte sich gern ihrer Verbindungen zum israelischen Geheimdienst Mossad. Robert Maxwell, der europäische Pressezar, war ebenfalls bis kurz vor seinem Tod ein Mann des Mossad. Maxwell spielte eine einflussreiche Rolle in der Gründungsperiode des deutschen Springer Konzerns. Die Firma Springer ist bekannt dafür, dass jeder Arbeitnehmer fünf Unternehmensgrundsätze unterzeichnen muss, deren zweiter "die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes" fordert und deren dritter "die Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika" verlangt. Diese Worte könnten auch als Sinnspruch über dem Schreibtisch von Rupert Murdoch stehen. Der neokonservative Australier führte eine kleine Zeitung, als er sich mit dem CIA-Repräsentanten in Australien, Ted Shackley, befreundete. Von da an ging´s im Handumdrehen steil bergauf. Zum Murdoch-Konzern gehören heute weltweit Hunderte von Zeitungen, sowie TV- und Radiostationen. ... Beresowski... Gussinski.... Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Soweit zur obersten Chefetage. Natürlich schüttet das immer prallgefüllte Geheimdienstfüllhorn auch ein wenig nach unten aus. Es gehen Gelder an Chefredakteure und Rundfunkräte, Geheimdienstgesteuerte Stiftungen vergeben Stipendien, Think-Tanks verteilen Einladungen und Reisegutscheine. Es gibt jede Menge Zuckerbrot.
MM: ... nur Zuckerbrot?
Eggert: ... und natürlich auch die Peitsche! Haben Sie sich nicht schon einmal gewundert, warum so viele altlinke Presse-Erzeugnisse heute in Amerikanismus machen? Dafür gibt es eine simple Erklärung: Als die CIA Bundeskanzler Kohl Anfang der 90er Jahre die brisanten Rosenholz-Dateien unter der Nase wegschnappte, hatte sie eine komplette Übersicht über die Stasi-Seilschaften in der BRD eingesackt. Darunter die zahlreichen MfS-Mitarbeiter in der westdeutschen Medienlandschaft. Um nicht ihren Ruf und ihre Rentenbezüge zu verlieren, arbeiten die seitdem kostenlos für die CIA. Wer das nicht will, wird öffentlich gemacht. Dafür gibt es Beispiele.
"Die CIA besitzt jeden von irgendeiner Bedeutung in den Massenmedien." So sprach der ehemalige CIA-Chef William Colby zur Zeit des Mauerfalls. Als er einmal gefragt wurde, ob die CIA ihren Presse-V-Leuten jemals gesagt habe, was diese schreiben sollten, antwortete er: "Aber sicher, das wird ständig gemacht." Kontrolle des Fußvolks ist Teil des politischen Spiels, gerade in Spannungszeiten wie diesen. Auch Kriegsfanfaren brauchen Mundstücke. Als solches dient die Medienlandschaft.
MM: Warum beschäftigen Sie sich schwerpunktmäßig mit Geheimdiensten?
Eggert: Als studierter Historiker hatte ich es schon immer mit den großen Eckpunkten unserer Geschichte zu tun. Die auffallendsten und physisch nachhaltigsten Umwälzungen sind zweifellos die Kriege. Wenn Sie sich intensiv genug mit dem Entstehen von Kriegen beschäftigen, werden Sie automatisch darauf kommen, dass diese nicht zufällig, quasi als Betriebsunfall "passieren" oder als Gottesstrafe vom Himmel gelassen werden. Wenn Sie ihre Forschung ernst nehmen, werden Sie feststellen, dass es immer eine kriegsführende Seite gibt, welche aus der gewaltsamen Auseinandersetzung Profit schlägt. Und die ist es dann auch meist, welche in entsprechenden Strategiezirkeln den Kampf lange im voraus geplant hat. Bis hin zu einem kriegsauslösenden Ereignis, welches das eigene Vorgehen legitimieren und den Gegner in eine schlechte Anfangsposition bringen soll. Für diesen wichtigen Job sind die Geheimdienste zuständig. Sie legen und aktivieren die Zündschnur in den Krieg. Das war immer und überall so: Der Thronfolgermord von Sarajewo als Auftaktakt des Ersten Weltkriegs; der Überfall auf den Sender Gleiwitz, der Hitlers Angriff auf Polen rechtfertigen sollte; die Lavon Affäre, als israelische Agenten unter falscher Flagge amerikanische Einrichtungen in Ägypten bombardierten, um die USA im Vorfeld des Suezkanalkrieges auf die "richtige Seite" zu ziehen; der erlogene Tonkin-Zwischenfall, der Amerika das scheinbare Recht gab, in den Vietnamkrieg einzutreten; die Provokationen Kuwaits gegen den Irak und das grüne Licht des Pentagon an Saddam Hussein, mit dem Nachbarstaat militärisch abzurechnen, um Bush Seniors ersten Öl-Wüstensturm als "Befreiungsunternehmen" zu tarnen; die auf tschetschenische Extremisten geschobenen Hochhausbombardierungen in Russland, die Putin 1999 die Begründung für den Kaukasuseinsatz der Armee lieferten; die Entführung zweier Israelis zur Legitimierung des letzten Libanonkrieges. Jeder einzelne Vorfall ein geheimdienstgesteuerter Schachzug. Man muss die Geheimdienste und ihre Machinationen betrachten um geschichtliche Dynamik in ihrem Kern zu begreifen. 
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Quelle 

http://www.muslimmarkt.de/interview/2007/eggert.htm

Freitag, 3. August 2018

Thierry Meyssan , Klartext zur USA - Politik .

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Dieser Artikel ist die Fortsetzung von: „Meinungsverschiedenheiten innerhalb des antiimperialistischen Lagers“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 15. August 2017.
Im ersten Teil dieses Artikels wies ich darauf hin, dass gegenwärtig Präsident Bachar Al-Assad die einzige Persönlichkeit ist, die sich an die neue "große amerikanische Strategie" angepasst hat; alle anderen denken weiterhin so, als ob die derzeitigen Konflikte denjenigen gleichen, die wir seit dem Ende des zweiten Weltkriegs erlebt haben. Sie halten daran fest, die Ereignisse als Versuche der Vereinigten Staaten zu interpretieren, um die natürlichen Ressourcen an sich zu reißen, indem sie Staatsstreiche organisieren.
So wie ich es jetzt entwickeln werde, denke ich, dass sie sich irren und dass ihre Fehler die Menschheit in die Hölle stürzen könnten.

Das US-strategische Denken

Seit 70 Jahren war die Obsession der amerikanischen Strategen nicht, ihr Volk zu verteidigen, sondern ihre militärische Überlegenheit über den Rest der Welt zu bewahren. In den zehn Jahren nach der Auflösung der UdSSR bis zu den Anschlägen vom 11. September 2001 suchten sie nach Wegen, um jene einzuschüchtern, die ihnen Widerstand leisteten.
Harlan K. Ullman entwickelte die Idee die Bevölkerungen zu terrorisieren, indem man ihnen einen großen Schlag auf den Kopf verabreichte (Shock and awe, Schock und Schauer) [1]. Im Idealfall war es der Einsatz der Atombombe gegen die Japaner, in der Praxis, die Bombardierung Bagdads durch einen Schwarm von Marschflugkörpern.
Die Straussianer (d.h. die Anhänger des Philosophen Léo Strauss) wollten mehrere Kriege zugleich führen und gewinnen (Full-spectrum dominance Vollspektrum-Dominanz). Es waren also die unter einem gemeinsamen Kommando geführten Kriege von Afghanistan und Irak [2].
Admiral Arthur K. Cebrowski befürwortete die Reorganisation der Streitkräfte, um eine große Datenmenge gleichzeitig zu bearbeiten und zu teilen. So könnten Roboter eines Tages sofort die beste Taktik vorschlagen [3]. Wie wir sehen werden, haben die tiefgreifenden Reformen, die er initiiert hatte, schnell begonnen giftige Früchte zu produzieren.

Das neo-imperiale Denken der USA

Diese Ideen und diese Phantasien führten vorerst Präsident Bush und die Marine dazu, das größte internationale System der Entführung und Folter zu organisieren, das 80000 Opfer forderte. Dann hat Präsident Obama ein Mord-System eingerichtet, hauptsächlich durch Drohnen, aber auch durch Kommandos, das in 80 Ländern tätig ist und das über ein jährliches Budget von $ 14 Milliarden verfügt [4].
Seit dem 11. September gab der Assistent von Admiral Cebrowski, Thomas P. M. Barnett, viele Konferenzen im Pentagon und in den Militärakademien, um zu verkünden, was laut dem Pentagon die neue Karte der Welt wäre [5]. Dieses Projekt wurde durch die Strukturreformen der US-Streitkräfte ermöglicht; Reformen, die aus dieser neuen Vision der Welt stammen. Es schien so verrückt, dass ausländische Beobachter es bald als eine neue Rhetorik einstuften, um den zu unterjochenden Völkern mehr Angst einzuflößen.
Barnett behauptete, damit die Vereinigten Staaten ihre Hegemonie auf der ganzen Welt beibehalten könnten, sollten sie "die Lage gut einschätzen", das heißt, sie in zwei Teile aufspalten. Auf der einen Seite, die stabilen Staaten (G8-Mitglieder und ihre Verbündeten), andererseits der Rest der Welt, als ein einziges Reservoir an Naturschätzen. Anders als seine Vorgänger hielt er den Zugriff auf diese Ressourcen für Washington nicht mehr für so unverzichtbar, behauptete aber, sie sollten für die stabilen Staaten nur über die Dienste der amerikanischen Armeen zugänglich sein. Es sollten daher systematisch alle Staats-Strukturen in diesem Ressourcen-Reservoir zerstört werden, damit niemand eines Tages gegen den Willen von Washington, oder direkt mit den stabilen Staaten, Handel betreiben könnte.
Während seiner Rede zur Lage der Union im Januar 1980 erklärte Präsident Carter seine Doktrin: Washington betrachte die Versorgung der Wirtschaft mit dem Öl des Golfs als eine Sache der nationalen Sicherheit [6]. Anschließend rüstete sich das Pentagon mit dem CENTCOM aus, um diese Region zu kontrollieren. Aber heute importiert Washington weniger Öl vom Irak und Libyen als vor diesen Kriegen; und hat kein Interesse mehr daran!
Staatliche Strukturen zu zerstören, ist die Rückkehr zum Chaos, ein von Léo Strauss entlehntes Konzept, dem Barnett aber einen neuen Sinn gibt. Für den jüdischen Philosophen kann das jüdische Volk, nach dem Scheitern der Weimarer Republik und dem Holocaust, den Demokratien nicht mehr trauen. Das einzige Mittel für ihn, sich vor einem neuen Nationalsozialismus zu schützen, ist, für sich seine eigene globale Diktatur zu errichten - für das Wohl, natürlich -. Man müsste also manche resistente Staaten zerstören, sie in das Chaos zurückwerfen und nach neuen Gesetzen neu aufbauen [7]. Das ist, was Condoleezza Rice in den ersten Tagen des Krieges gegen den Libanon im Jahr 2006 sagte, als Israel noch siegreich erschien: "Ich sehe nicht den Nutzen der Diplomatie, wenn man zum Status Quo Ante zwischen Israel und dem Libanon zurückkommen sollte. Ich denke, es wäre ein Fehler. Was wir hier sehen, in gewisser Weise, ist der Anfang, die Geburtswehen eines neuen Nahen Ostens und was immer wir auch tun werden, müssen wir sicher sein, dass wir für einen neuen Nahen Osten arbeiten und wir nicht zu dem alten zurückkehren". Im Gegenteil, für Barnett muss man nicht allein die widerspenstigen Völker ins Chaos stürzen, sondern all jene, die noch nicht einen bestimmten Lebensstandard erreicht haben; und wenn sie zum Chaos reduziert sind, man sie dort auch halten muss.
Der Einfluss der Straussianer im Pentagon ist übrigens seit dem Tod von Andrew Marshall, der die "Wende nach Asien" [Pivot to Asia] erfunden hatte, zurückgegangen [8].
Einer der großen Brüche zwischen den Gedanken von Barnett und denen seiner Vorgänger, ist, dass der Krieg nicht gegen bestimmte Staaten aus politischen Gründen geführt werden soll, sondern gegen Teile der Welt, weil sie nicht in dem globalen Wirtschaftssystem integriert sind. Natürlich wird man mit diesem oder jenem Land beginnen, aber man fördert die Verbreitung, um alles zu zerstören, wie im Erweiterten Nahen Osten zu sehen ist. Heute geht der Krieg mit Panzern weiter, sowohl in Tunesien, in Libyen, in Ägypten (Sinai), in Palästina, im Libanon (Ain al-Hilweh und Ras Baal Beck), in Syrien, im Irak, in Saudi Arabien (Qatif), in Bahrain, Jemen, in der Türkei (Diyarbakır), als auch in Afghanistan.
Das ist der Grund, warum die neo-imperialistische Strategie von Barnett sich auf Elemente der Rhetorik von Bernard Lewis und Samuel Huntington, der "Krieg der Zivilisationen" unbedingt stützen wird [9]. Da es unmöglich ist, unsere Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Menschen des Reservoirs der natürlichen Ressourcen zu rechtfertigen, können wir uns immer selbst davon überzeugen, dass unsere Zivilisationen nicht kompatibel sind.
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Laut dieser, einer Power-Point entnommenen Karte von Thomas P. M. Barnett auf einer Konferenz im Pentagon im Jahr 2003, müssen alle Staaten der rosaroten Zone zerstört werden. Dieses Projekt hat nichts mit dem Klassenkampf auf nationaler Ebene zu tun, noch mit der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Nach dem Erweiterten Nahen Osten bereiten sich nun die US-Strategen vor, das nordwestliche Lateinamerika in Schutt und Asche zu legen.

Die Umsetzung des US-Neo-Imperialismus

Es ist genau diese Politik, die seit dem 11. September umgesetzt wurde. Kein Krieg, der geführt wurde, wurde zu Ende geführt. Seit 16 Jahren sind die Lebensbedingungen der afghanischen Bevölkerung jeden Tag schrecklicher und gefährlicher. Der Wiederaufbau ihres Staates, nach einem angekündigten Plan auf dem Modell von Deutschland und Japan nach dem zweiten Weltkrieg, fand nicht statt. Die Präsenz der NATO-Truppen hat das Leben der Afghanen nicht verbessert, sondern im Gegenteil, verschlechtert. Es ist klar, dass sie jetzt die Ursache des Problems ist. Trotz der beschwichtigenden Reden über internationale Hilfe, sind diese Truppen nur da, um das Chaos zu vertiefen und zu erhalten.
Niemals, als NATO-Truppen intervenierten, haben sich die offiziellen Gründe des Krieges als wahr erwiesen, weder gegen Afghanistan (die Zuständigkeit der Taliban an den Anschlägen vom 11. September), noch gegen den Irak (die Unterstützung von Präsident Hussein der Terroristen vom 11. September und die Vorbereitung massiver Zerstörungswaffen, um die Vereinigten Staaten zu treffen), noch in Libyen (die Bombardierung seines eigenen Volkes durch die Armee), noch in Syrien (die Diktatur von Präsident Assad und der Sekte der Alawiten). Und niemals hat der Sturz einer Regierung dem Krieg ein Ende gesetzt. Alle diese gehen ununterbrochen weiter, unabhängig davon, welche Parteien an der Macht sind.
Die "Arabischen Frühlinge", wenn sie auch aus einer Idee des MI6 stammen, nach dem Muster des "arabischen Aufstandes von 1916" und der Heldentaten von Lawrence von Arabien, wurden sie in der gleichen US-Strategie aufgenommen. Tunesien ist unüberschaubar geworden. Ägypten wurde glücklicherweise von seiner Armee in die Hand genommen und versucht nun, seinen Kopf über dem Wasser zu halten.
Libyen wurde ein Schlachtfeld, nicht seit der Resolution des Sicherheitsrats, die forderte die Bevölkerung zu schützen, sondern nach der Ermordung von Muammar Gaddafi und dem Sieg der NATO. Syrien ist ein Ausnahmefall, weil der Staat nie in die Hände der Muslim-Bruderschaft geraten ist und sie nicht das Chaos im Land sähen konnte. Aber viele Dschihadisten Gruppen der Bruderschaft haben kontrolliert- oder kontrollieren immer noch - Teile des Staats-Gebiets, wo sie Chaos gesät haben. Weder das Kalifat von Daesch, noch Idlib unter Al-Kaida, sind Staaten, wo der Islam gedeihen kann, sondern Zonen des Terrors ohne Schulen, ohne Krankenhäuser.
Es ist wahrscheinlich, dass Syrien wegen seiner Bevölkerung, seiner Armee und seiner russischen, libanesischen und iranischen Verbündeten erreicht, diesem von Washington dafür angelegten Schicksal zu entrinnen, aber der erweiterte Nahen Osten wird weiterhin lodern, bis seine Völker die Pläne ihrer Feinde verstehen. Wir sehen, dass der gleiche Zerstörungsprozess im Nordwesten von Lateinamerika beginnt. Die westlichen Medien sprechen verächtlich von den Unruhen in Venezuela, aber der Krieg, der beginnt, wird sich nicht auf dieses Land beschränken, er wird auf die Region übergreifen, obwohl die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Staaten, aus denen sie sich zusammensetzt, sehr unterschiedlich sind.

Die Grenzen des amerikanischen Neo-Imperialismus

Die US-Strategen vergleichen gerne ihre Macht mit der des römischen Reiches. Aber dieses brachte den Völkern, die es eroberte, und die es assimilierte, Sicherheit und Opulenz. Es baute Monumente und rationalisierte ihre Gesellschaften. Im Gegenteil, der amerikanische neo-Imperialismus bringt nichts, weder den Völkern der stabilen Staaten, noch denen des Reservoirs mit natürlichen Ressourcen. Es plant, die ersten zu erpressen und die soziale Bindung zu zerstören, die letztere zusammen hält. Es will vor allem letztere nicht vernichten, und benötigt ihr Leiden, damit das Chaos, in dem sie leben, verhindert, dass stabile Staaten ohne den Schutz der US-Streitkräfte bei ihnen Naturschätze einholen.
Das imperialistische Projekt war bisher der Auffassung, dass man "keine Eierspeise macht ohne Eier zu zerschlagen." Es akzeptierte kollaterale Massaker zu begehen, um seine Dominanz zu vergrößern. Nun plant es weitverbreitete Massaker, um seine Autorität dauerhaft geltend zu machen.
Der amerikanische Neo-Imperialismus setzt voraus, dass die anderen G8-Staaten und ihre Verbündeten zustimmen, dass ihre Interessen im Ausland durch die US-Streitkräfte "geschützt werden". Wenn das auch kein Problem mit der Europäischen Union ist, die bereits seit sehr langer Zeit entmannt ist, wird dies wohl mit dem Vereinigten Königreich diskutiert werden müssen, und wird mit Russland und China unmöglich sein.
Unter Hinweis auf die "besondere Beziehung" mit Washington hat London bereits verlangt, dem US-Projekt zur Weltherrschaft anzugehören. Es war der Sinn der Reise von Theresa May in die Vereinigten Staaten im Januar 2017, aber sie hat keine Antwort bekommen [10].
Darüber hinaus ist es undenkbar, dass die US-Streitkräfte die Sicherheit der "Seidenstraße" garantieren, wie sie es heute mit ihren britischen Partnern für maritime- und Luftwege machen. Ebenso ist es undenkbar, Russland in die Knie zu zwingen, das übrigens gerade wegen seinen Engagements in Syrien und auf der Krim aus dem G8 ausgeschlossen wurde.
Übersetzung
Horst Frohlich
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